“Wieder bei Marx, unter seinem Banner” – Zur Gründung der KPD 1918 und ihren Lehren

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„Die Luft ist elektrisch geladen, eine politische Hochspannung ohnegleichen. Der Boden von Berlin glüht. So ist das alte Jahr zu Ende gegangen: in fiebernder Erregung“

 So schilderte das Berliner Tagesblatt die Lage in der Hauptstadt an der Jahreswende 1918/1919. In dieser aufgeladenen Atmosphäre begann am Morgen des 30. Dezember 1918 der Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). 127 Delegierte aus 56 Orten waren zusammengekommen – davon mehr als zwei Drittel Mitglieder des Spartakusbundes und knapp ein Drittel Mitglieder der Bremer Linksradikalen und anderer Zirkel, die sich seit Ende November 1918 Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD) nannten.

Dieser Parteigründung war das Bekenntnis der internationalen, voran der deutschen, Sozialdemokratie zur Vaterlandsverteidigung im August 1914 vorausgegangen – insbesondere die Bewilligung der Kriegskredite mit Unterstützung der sozialdemokratischen Reichsfraktion. Damit wurde eine irreversible Spaltung der deutschen und internationalen Arbeiter:innenbewegung eingeleitet. Dieser Verrat der alten Sozialdemokratie, ihr Hinübergehen auf die Seite der herrschenden Klasse und der damit einhergehende Zusammenbruch der II. Internationale brachte den deutschen Kommunist:innen jedoch nicht unmittelbar die Einsicht, dass sie sich in einer eigenständigen Partei organisieren müssen.      Die Opposition zu dieser Politik formiert sich zunächst um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in der Reichstagsfraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) als Gruppe Internationale (später Spartakusgruppe) und in den Betrieben um die Revolutionären Obleute, welche drei große Massenstreiks (1916 ‚Solidaritätsstreik‘, April 1917 ‚Brotstreik‘ und Januar 1918 Massenstreik gegen Krieg und für die demokratische Republik) organisierten. Im März 1917 wird die linke Opposition aus der SPD ausgeschlossen und bildet fortan die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) als zentristische Partei aller Kriegsgegner. Die Spartakusgruppe arbeitet nun als Fraktion innerhalb der USPD. Wie tief verankert die falsche Hoffnung in die Sozialdemokratie war, zeigt sich darin, dass davor zurückgeschreckt wurde aus der SPD auszutreten und sich dann später von der USPD organisatorisch zu trennen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die Neugründung der Spartakusgruppeals Spartakusbund, welcher deutschlandweit und parteiunabhängig agierte, inmitten der Novemberrevolution. Diese Namensänderung sollte eine höhere Organisationsstufe und zugleich die Abgrenzung von der USPD ausdrücken. Nicht zu unterschlagen ist schließlich die ausgesprochen angespannte Situation in der sich die Abspaltung der Kommunist:innen abspielt: Nachdem die Basis der Arbeiter:innenbewegung immer vehementer gegen den Krieg agitiert hatten und die militärische Niederlage Deutschlands sich bereits abzeichnete, verweigerten Marinesoldaten im Oktober 1918 den Auslaufbefehl – bekannt und wirkmächtig wurde dies als ‚Kieler Matrosenaufstand‘. Davon ausgehend verbreitete sich im ganzen Reich reger Widerstand und konkret revolutionäre Stimmung. Die Geschehnisse der folgenden Novemberrevolution müssen einzeln ausführlich behandelt werden. Nur so viel: Die SPD-Führung fiel den revolutionären Ambitionen der Klasse und dem handfesten Machtaufschwung durch die Gründung von Soldaten- und Arbeiter:innenräten in den Rücken. Die Kommunist:innen versuchten alle Tätigkeit der Arbeiter:innenaufstände in Richtung eines sozialistischen Aufbaus einer Räterepublik zu lenken. Karl Liebknecht rief diese am 09.11.1918 fast zeitgleich mit der Ausrufung einer bürgerlichen Republik durch Parteibonzen der SPD aus. Diese schließlich gewannen zunächst die Überhand durch ihren Pakt mit den alten Machteliten des Kaiserreiches und dem damit gesicherten Machtwerkzeug für die Absicherung gegen revolutionäre Umtriebe. Friedrich Ebert aus der SPD-Spitze damals: “Ich will die soziale Revolution nicht. Ich hasse sie wie die Sünde.”[1] Unter diesem Stern steht alles, was die Kommunist:innen in diesem Moment unternehmen müssen – dem Ringen um die Vorherrschaft im Verhältnis zur Arbeiter:innenklasse und damit ganz unmittelbar um die Macht und die Zukunft des nachkaiserlichen Deutschlands.

Parteigründung – ein überfälliger Schritt

Mit der Gründung der KPD zum Jahreswechsel 1918/1919 als selbständige revolutionäre Partei hatte die deutsche Arbeiter:innenbewegung die Unterschätzung der Rolle der Partei endlich überwunden. Angesichts bitterer Erfahrungen hatte man sich endgültig davon überzeugt, dass es notwendig ist, sich mit allen Konsequenzen auch organisatorisch vom Opportunismus zu trennen und sich zur revolutionären proletarischen Partei zu konstituieren.

„Wenn wir heute auseinandergehen“, rief Karl Liebknecht auf dem Gründungsparteitag aus, „muss eine neue Partei gegründet sein, eine Partei, die im Gegensatz zu den scheinsozialistischen Parteien steht, […] im Gegensatz zu den Parteien, die das Wort Sozialismus missbrauchen, um die Massen zu verwirren und den herrschenden Klassen in die Hände zu arbeiten, eine Partei, die entschlossen und rücksichtlos die Interessen des Proletariats vertritt, eine Partei, die geschlossen und einheitlich zusammengesetzt ist im Geiste und Willen, eine Partei, die ein klares Programm hat, eine Partei, in der das Ziel und die Mittel zum Ziele gewählt […] worden sind nach den Interessen der sozialistischen Revolution, nach den Interessen, die die sozialistische Weltrevolution erfordert.“[2]

Das Programm der KPD, welches Rosa Luxemburg am zweiten Verhandlungstag begründete, orientierte auf den revolutionären Sturz des Imperialismus und die Errichtung der Diktatur des Proletariats. Über ihre Rolle im revolutionären Kampf der deutschen Arbeiter:innenklasse sagte die KPD in ihrem Programm, sie sei „der zielbewussteste Teil des Proletariats, der die ganze breite Masse der Arbeiterschaft bei jedem Schritt auf ihre geschichtlichen Aufgaben hinweist, der in jedem Einzelstadium der Revolution das sozialistische Endziel und in allen nationalen Fragen die Interessen der proletarischen Weltrevolution vertritt.“ [3] So konnte Rosa Luxemburg feststellen:

„[H]eute erleben wir den Moment, wo wir sagen können: Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner.“ [4]  

Die Formierung der KPD war zugleich von großer internationaler Bedeutung. Durch die Schaffung einer KP in einem zentralen Industrieland wie Deutschland inmitten Europas wurde ein wichtiger Beitrag zur Vorbereitung einer neuen, revolutionären Internationale geleistet. Lenin schrieb dazu:

„[…] als der Spartakusbund den Namen Kommunistische Partei Deutschlands annahm, da war die Gründung einer wahrhaft proletarischen, wahrhaft internationalistischen, wahrhaft revolutionären III. Internationale, der Kommunistischen Internationale, Tatsache geworden.“[5]

Probleme und Kinderkrankheiten der jungen Partei

Doch die Zusammensetzung der Delegierten an diesem Gründungsparteitags war alles andere als homogen, was angesichts der Tatsache, dass die KPD die Vereinigung verschiedenster revolutionärer Zirkel mit teils gegensätzlichen politischen Anschauungen darstellte, nicht verwunderlich ist. Neben älteren Funktionären, die noch aus der Tradition der Vorkriegssozialdemokratie kamen und Berufsrevolutionären bolschewistischem Stils saßen junge Arbeiter:innen und Intellektuelle, die erst durch das Erlebnis des Krieges und der Revolution radikalisiert worden waren. Die theoretisch geschulten Kader hatten es schwer, sich gegen den vorherrschenden „Geist eines fanatischen Utopismus“ durchzusetzen, wie Arthur Rosenberg es formulierte. Durch diesen äußerst heterogenen Charakter der Partei gelang es nicht, ein klares Programm und eine darauf basierende Strategie festzulegen. Ein klares Zeugnis kann sich bei Karl Radek eingeholt werden; gesandt aus Russland, um die Entwicklungen in Deutschland mitzuverfolgen. Er schreibt nach seinem Beisein beim Gründungsparteitag: „Der Parteitag demonstrierte grell die die Jugend und Unerfahrenheit der Partei. […] Ich fühlte nicht, dass hier schon eine Partei vor mir war.“

Die Partei wurde dementsprechend von heftigen politischen Konflikten erschüttert und schwankte zwischen linksradikalen Stimmungen und rechtem Opportunismus, ohne eine klare kommunistische Linie zu entwickeln. Das zeigte sich besonders in der umstrittenen Frage, ob sich die neue kommunistische Partei an den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 beteiligen solle oder nicht. Entgegen den Intentionen des Kerns des Spartakusbundes, insbesondere Luxemburgs, lehnte die Parteitagsmehrheit parlamentarische Arbeit und Mitarbeit in den Gewerkschaften kategorisch ab, da durch diese die bestehenden Verhältnisse nicht in Frage gestellt würden. Sie erkannten nicht die Möglichkeit und Notwendigkeit, angesichts des stark parlamentarisch geprägten Bewusstseins der werktätigen Massen, auch die Tribüne der Nationalversammlung zur Massenmobilisierung zu nutzen. Die Kenntnis dieser Verhältnisse kann dabei helfen, Lenins Intention bei der Abfassung der Schrift Der Linke Radikalismus besser zu verstehen, die sich speziell mit den deutschen Kommunist:innen beschäftigt. Auch in Fragen der Organisationsstruktur der neu gegründeten Partei war man sich keineswegs einig – von einer gefestigten KP leninistischen Stils kann hier keineswegs gesprochen werden. So forderte Hugo Eberlein als Organisationsreferent beispielsweise auf dem Gründungskongress, „dass die einzelnen örtlichen Organisationen […] eine völlige Autonomie haben müssen“ und vertrat die Meinung, „dass die Frage der Presse nicht zentral geregelt werden kann“.

Mit der Gründung der KPD waren die deutschen Kommunist:innen den richtigen und notwendigen, wenn auch sehr späten Schritt zu ihrer organisatorischen Eigenständigkeit gegangen. In ideologischer und politischer Hinsicht war die KPD jedoch noch lange keine vereinheitlichte Partei. Diese Unklarheit in Hinblick auf grundlegende ideologische Fragen, erschwerte es der Partei in den revolutionären Kämpfen und Erhebungen des Jahres 1919, eine klare Position zu beziehen und ihren Verlauf in entscheidendem Maße mitzugestalten. Dazu kam noch die Trennung von den linksradikalen Teilen auf dem 2. Parteitag 1920, welche dann die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschland (KAPD) gründeten, und die erbarmungslosen Angriffe der Konterrevolution auf die Führenden Kader der KPD. So wurden innerhalb der ersten Monate Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Leo Jogiches – allesamt zentrale Figuren – ermordet und das zentrale Parteiorgan verboten. Die aus all dem ergebene Schwäche zeigte sich insbesondere in den revolutionären Erhebungen der folgenden Jahre, in welchen die KPD ihren Anspruch als Avantgarde der Revolution, die die Massenaktivität bündelt und die Arbeiter:innenklasse zum Siege führt, nicht einlösen konnte.

In dem anlässlich des 10. Jahrestages der Novemberrevolution verfassten Artikel Ernst Thälmanns reflektiert er die revolutionären Erhebungen nach der Novemberrevolution, in denen die KPD ihren Anspruch als Avantgarde der Revolution, erfolgreiche Vorreiterin der Arbeiter:innenklasse, nicht erfüllen konnte und zieht folgende Schlussfolgerung:

„Die Tragödie der deutschen Revolution im Jahre 1918, in den Januarkämpfen 1919, in den Kämpfen nach dem Kapp-Putsch 1920, den Märzkämpfen 1921, bis zur letzten Welle der akuten revolutionären Situation, dieser ersten Periode, im Oktober 1923 – sie bestand in dem Zwiespalt zwischen den objektiven ausgereiften revolutionären Verhältnissen einerseits und der subjektiven Schwäche des deutschen Proletariats, hervorgerufen durch das Fehlen einer zielklaren bolschewistischen Partei andererseits.“[6]

Lehren aus der Geschichte der frühen KPD

Wenn wir die Theorien von Marx, Engels und Lenin auf die besonderen Bedingungen des Klassenkampes in der BRD schöpferisch anwenden wollen, mit dem Ziel eines neuen Anlaufs einer revolutionären Bewegung in Deutschland, dann ist die Analyse der Erfahrungen, Erfolge und Niederlagen der KPD eine Notwendigkeit. Denn ihre Gründung war trotz aller Komplikationen und Unzulänglichkeiten das wichtigste Ereignis in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung seit dem Entstehen des Marxismus, der Bildung des Bundes der Kommunisten und der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA). Mit dieser wurde die revolutionäre marxistische Tradition der deutschen Arbeiterbewegung fortgeführt. Daher wollen wir folgende Lehren aus der Gründung der KPD ziehen:

1. Notwendigkeit eines klaren und tiefgehenden Bruches mit der Sozialdemokratie

Dieser muss stattfinden sowohl auf organisatorischer, als auch auf ideologischer Ebene. Dies ist von zentraler Bedeutung, da wir, wie damals die Genoss:innen der KPD, auch heute noch in der BRD gegen tief verwurzelte Einflüsse sozialdemokratischen Bewusstseins wie Reformismus, Legalismus etc. kämpfen. So Clara Zetkin später:

„Wie mit des Schwertes Schneide muß insbesondere die Trennungslinie gegen die reformistische Sozialdemokratie gezogen sein. […] Das Ringen Brust an Brust mit dem reformistischen Schützer des Kapitalismus, der Kampf mit ihm um die Erkenntnis, die Gefolgschaft der breiten Massen zwingt zu scharf umrissener Herausbildung unserer revolutionären Physiognomie. […] Die Entwickelung der bürgerlichen Gesellschaft wirft die KPD als proletarische Klassenpartei mit steigender Wucht gegen die Sozialdemokratie, ihre Ideologie, ihre Politik, sie erlaubt keine Annäherung an sie.“[7]

2. Orientierung auf die Machtfrage

Um den Sieg der proletarischen Revolution und ihr Fortdauern, ihr Weitertreiben sicherzustellen, ist die Frage der Macht, der Staatsgewalt, zentral. Auf ihrem Referat auf dem IV. Weltkongress der Kommunistischen Internationale äußert Clara Zetkin diesen Gedanken wie folgt:

„Das Zentralproblem [der Revolution] ist die Eroberung und Bewahrung der politischen Macht, ist die Staatsgewalt in den Händen des Proletariats. Mit ihr steht und fällt die Möglichkeit, die Gesellschaft zum Kommunismus umzuwälzen, und das als Werk des Proletariats selbst. Der Behauptung der Staatsmacht durch das Proletariat und für das Proletariat sind alle anderen Erwägungen unterzuordnen.“[8]

3. Partei als revolutionäre Führung

Die Novemberrevolution lehrt, dass die Voraussetzung für den Sieg der Arbeiterklasse die Führung durch eine revolutionäre Kampfpartei ist, die auf dem Boden des wissenschaftlichen Sozialismus steht.

„In seinem Kampf gegen die kollektive Macht der besitzenden Klassen“, hatten Karl Marx und Friedrich Engels erklärt, „kann das Proletariat nur dann als Klasse handeln, wenn es sich selbst als besondere politische Partei im Gegensatz zu allen alten, von den besitzenden Klassen gebildeten Parteien konstituiert. Diese Konstituierung des Proletariats als politische Partei ist unerlässlich, um den Triumph der sozialen Revolution und ihres höchsten Zieles, der Aufhebung der Klassen zu sichern“[9]

Die Gründung der KPD ist die notwendige Konsequenz dieser Erfahrung und der daraus gezogenen Lehre.

4. Vorsorglicher und umfangreicher Strukturaufbau

Die Geschichte der KPD zeigt uns, wie notwendig es ist, das Gerüst für eine starke und kampffähige Partei zu schaffen, bevor die objektiven Bedingungen zu einer revolutionären Situation wie in den Jahren 1918/1919 heranreifen. Die Herausbildung einer einheitlichen politisch-ideologischen Linie, der Aufbau einer demokratisch-zentralistischen Organisationsstruktur, sowie die Schaffung von Massenorganisationen und Propagandakanälen und deren Verankerung in der Klasse sind unverzichtbar dafür. Diese können in ihrer Komplexität nicht erst in der Revolution geschaffen werden, sondern müssen bereits davor eine möglichst große Anzahl von Arbeiter:innen erfassen und erreichen. Lenin schreibt hierzu in seinem Artikel Womit Beginnen?:

„[A]n der Schaffung einer Kampforganisation arbeiten und politische Agitation treiben ist unbedingt notwendig in jeder Situation, mag sie auch noch so ‚alltäglich, friedlich‘ sein, in jeder Periode, mag in ihr der ‚revolutionäre Geist‘ auch noch so ‚gesunken‘ sein; mehr als das: gerade in einer solchen Situation und in solchen Perioden ist die genannte Arbeit besonders notwendig, denn in der Zeit der Explosionen und Ausbrüche ist es schon zu spät, eine Organisation zu schaffen; sie muss in Bereitschaft stehen, um sofort ihre Tätigkeit entfalten zu können.“[10]

5. Intensiver Klärungsprozess

Die Schaffung solch einer proletarischen Kampforganisation, muss einen sorgfältig organisierten Klärungsprozess beinhalten, in welchem nicht nur ein Minimalkonsens erarbeitet wird, sondern auch vertiefend die Bedingungen für eine einheitlich agierende Organisation geschaffen werden. Friedrich Engels beschreibt bereits in seiner Schrift Zur Kritik des sozialdemokratischen Programmentwurfs 1891 die Gefahr, welche entsteht, wenn man solch einen Prozess nicht führt:

„Man schiebt allgemeine, abstrakte politische Fragen in den Vordergrund und verdeckt dadurch die nächsten konkreten Fragen, die Fragen, die bei den ersten großen Ereignissen, bei der ersten politischen Krise sich selbst auf die Tagesordnung setzen. Was kann dabei herauskommen, als dass die Partei plötzlich, im entscheidenden Moment ratlos ist, dass über die einschneidendsten Punkte Unklarheit und Uneinigkeit herrscht, weil diese Punkte nie diskutiert worden sind.“ Es ist das „Vergessen der großen Hauptgesichtspunkte über den augenblicklichen Interessen des Tages, [das] Ringen und Trachten nach dem Augenblickserfolg ohne Rücksicht auf die späteren Folgen, [das] Preisgeben der Zukunft der Bewegung um der Gegenwart der Bewegung willen […]“[11]


rote jugendakademie, Ende 2022


Fußnoten:

[1] https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ich-hasse-die-revolution-wie-die-sunde

[2] Protokoll des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands (30. Dezember 1918 – 1. Januar

1919), Berlin 1972, S.90

[3] Ebd.,S. 323

[4] Ebd. S. 113f

[5] LW 28, S.442

[6] Ernst Thälmann, 9.November 1918 – die Geburtsstunde der deutschen Revolution / https://www.kaz-online.de/artikel/ernstthaelmann-ueber-die-novemberrevolution)

[7] Clara Zetkin 1929 in einem Memorandum an das EKKl und die Delegation der KPdSU(B) im EKKl; nach Heinz Karl: Clara Zetkin in der KPD und der Kommunistischen Internationale (https://www.linksnet.de/artikel/47227)

[8] C. Zetkin: Fünf Jahre russische Revolution und die Perspektiven der Weltrevolution. Referat auf dem IV.  Weltkongress der KI. In: C. Zetkin: Für die Sowjetmacht, S. 291

[9] MEW 18, S.149

[10] LW 5, S. 6

[11] MEW 22, 234f